25. November 2024
Reparieren als Business Case: So profitiert CWS Hygiene durch die Aufbereitung von Spendern und Matten
Kreislaufmodell mit Wurzeln in den 1950er-Jahren
Fast jede:r kennt sie und hat sie bestimmt mehr als einmal genutzt, ob im Waschraum auf dem Rasthof, im Büro oder dem Lieblingsrestaurant – die Stoffhandtuchrolle der CWS Hygiene. Hände waschen, Handtuch herausziehen, Hände trocknen und weiter. Was viele nicht wissen: hinter dem ikonischen Produkt steckt ein umweltfreundliches Miet- und Servicemodell, das unser Portfoliounternehmen schon im Jahr 1958 auf den Markt brachte. Die Handtuchrolle ersetzt Papier, außerdem wird sie nach der Nutzung professionell gereinigt wiederverwendet. „Die Kreislaufwirtschaft war also schon immer der Kern unseres Geschäftsmodells“, sagt Anja Hage, Chief Strategy and Transformation Officer der CWS Hygiene.




Wertschöpfungskette auf dem Prüfstand
Inzwischen ist das Unternehmen zu einem All-in-One-Anbieter von Hygiene-Lösungen gewachsen, mit rund 4.000 Mitarbeitenden an 127 Standorten in 15 Ländern – und einem weiterführenden Verständnis von Nachhaltigkeit. Längst ginge es nicht mehr nur um den Ansatz, langlebige Handtuchrollen oder Schmutzfangmatten im Servicemodell anzubieten. „Wir wollen unsere CO2-Emissionen bis 2030 um 50 % reduzieren, wobei das Jahr 2021 als Basisjahr dient. Die Maßnahmen, die wir ergreifen, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, umfassen alle Aspekte unserer Wertschöpfungskette und unserer Materialkreisläufe. Dazu gehören nachhaltige Beschaffung, Energiemonitoring, Photovoltaik, Wärmerückgewinnung und Abfallvermeidung“, so Anja Hage. Das bedeutet: Bei CWS Hygiene kommen sämtliche Vorgänge auf den Prüfstand, um nicht nur in Kreisläufen zu denken, sondern auch wirklich kreislauforientiert zu handeln.


„Verborgener Schatz“: Ungenutztes Potenzial im Materialmanagement
Das rief Janina Wachtel, Head of Material Management and Technical Services, auf den Plan. Mit ihrem Team stieß sie 2022 auf einen „verborgenen Schatz“, wie sich noch zeigen sollte. Denn während CWS Hygiene seit Jahren zwar defekte oder ausgediente Stoffhandtuchspender aufbereiten ließ, kamen viele kleine Spender, zum Beispiel für Handseife, nahezu neuwertig von der Wand und schließlich auf den Müll. Allein dessen Verbrennung hinterließ einen vermeidbaren CO²-Ausstoß. „Häufig nimmt man an, dass es billiger sei, Dinge neu zu kaufen, anstatt sie zu reparieren, zu reinigen oder aufzubereiten. Diesem Vorurteil mussten wir begegnen“, erzählt Janina Wachtel.


Der bestehende Prozess für die Aufbereitung von Stoffhandtuchspendern verursachte gleichzeitig lange Wartezeiten und hohe Kosten. Viele Spender lagen länger als zwölf Monate ungenutzt in den Depots, da sie nach ihrer Demontage erst von einem externen Dienstleister bearbeitet werden mussten. Zudem fehlte ein Nachhaltigkeitskonzept, das über das reine Aufbereiten der Spender hinausging. War ein Spender oder eine Matte nicht mehr zu reparieren, verließ das Produkt zwangsläufig den Wirtschaftskreislauf.


Responsibility Report 2023/24
Über die „Act Circular“-Zentren und viele weitere Initiativen berichtet CWS Hygiene im Responsibility Report 2023/24, der in Zusammenarbeit mit CWS Workwear entstanden ist. Darin erläutern unsere Portfoliounternehmen unter anderem drei Schwerpunktbereiche: was sie in den Kreislauf einbringen, wie sie im Kreislauf arbeiten und wie sie den Kreislauf schließen.
Feldtest bringt wichtige Erkenntnisse
Auf den Handlungsbedarf folgte Ende 2022 ein Feldtest, bei dem Mitarbeitende demontierten Spender aufbereiteten. „Daraus konnten wir Kenntnisse über Kosten, Aufbereitungsquoten, den notwendigen Personaleinsatz und etwa auch das benötigte Equipment ableiten“, erzählt Janina Wachtel. Um dabei dem CWS-Hygieneversprechen gerecht zu werden, testete das Team gleichzeitig verschiedene Alternativen, wie ein Ultraschallbad oder die Desinfektion über UV-C-Licht und Spülmaschinen. Auch externe Aufbereiter wurden besichtigt. Blieb noch die Frage, wie der weitere Weg für Spender aussehen könnte, die sich nicht mehr für eine Aufbereitung eignen. Herausforderung für das Recycling: Die meisten Unternehmen, die Kunststoffe verarbeiten, haben einen Mindestauftragseingang von 100 Tonnen, was diese Option für kleine Artikel wie Hygienespender unrealistisch machte. „Durch eine zufällige Begegnung konnten wir dann aber einen Abnehmer für unseren Kunststoff finden“, freut sich Janina Wachtel. „Das eröffnete uns die Möglichkeit, künftig nahe an ‚zero waste‘ heranzukommen.“
Viele der Aufbereitungsarbeiten im „Act Circular“-Zentrum können im Sitzen erledigt werden. Außerdem sind die Spender an einem drehbaren Arm montiert. Das soll auf die Ergonomie der neu eingerichteten Arbeitsplätze einzahlen und dabei auch ideale Bedingungen für Mitarbeitende schaffen, die alters- oder gesundheitsbedingte Einschränkungen haben.
Auf den erfolgreichen Business Case folgen erste Zentren in Deutschland und Kroatien
Die Erkenntnisse des Feldtests überzeugten, prompt folgte ein Business Case. In dessen Kalkulation flossen weitere Faktoren wie Transportwege oder mögliche Standorte der Aufbereitungszentren ein. Zentral oder dezentral? Aufgrund kürzerer Wege erwies sich ein regionaler Ansatz als besonders nachhaltig – mit Zentren in verschiedenen Ländern, in denen CWS Hygiene bereits tätig ist. Mit „Act Circular“ stand schnell der passende Name für diese Einrichtungen, die von allen Standorten aus innerhalb eines Tages erreichbar sein müssen. Nach der erfolgreichen Analyse und dem Startschuss sind seit Frühjahr 2024 nun die ersten von ihnen in Betrieb: In Dietzenbach bei Frankfurt am Main und im kroatischen Čakovec. Folgen sollen Zentren in Glattbrugg (Schweiz) sowie in Deventer (Niederlande). „Allein in Deutschland werden wir die Kapazität haben, bis zu 75.000 Spender pro Jahr aufzubereiten“, prognostiziert Anja Hage.


Aus „Think Circular“ wird „Act Circular”
Für CWS Hygiene hat sich die Entwicklung der „Act Circular“-Zentren auf gleich mehreren Ebenen ausgezahlt. Das Haniel-Portfoliounternehmen spart erstens Kosten, die durch unnötige Entsorgungen und einen langwierigen Aufbereitungsprozess entstanden waren. Es kann zweitens Produkte länger im Service-Kreislauf halten und zudem bislang entsorgte Kunststoffe an Recyclingunternehmen vertreiben. Zeitgleich helfen diese Maßnahmen auf dem Weg, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – was sich neben den wirtschaftlichen Effekten in weniger Abfall und niedrigeren CO²-Emissionen niederschlägt. Ein wichtiger Anfang ist also gemacht. In den kommenden Monaten geht es jetzt darum, die operative und geografische Expansion voranzutreiben.
Zusätzlich zur Aufbereitung der Spender rückt CWS Hygiene ferner die Produktgruppe der Schmutzfangmatten in den Fokus. „Wir werden 2025 damit beginnen, den Großteil unserer Matten durch effektive Reparatur-, Reinigungs- und Färbetechniken wieder in den Kreislauf zu bringen“, sagt Janina Wachtel. Getreu dem Motto: Aus „Think Circular“ wird „Act Circular.