13. Februar 2025
„It’s about your products. Not ours.” Deshalb will Rovema mehr Berater als Maschinenbauer sein
Individuell, gut geschützt und funktional: Verpackungen stellen hohe Anforderungen an Material und Maschine
Ob Mehl, Nudeln, Tiefkühlbeeren, flüssige Produkte oder Non-Food – am Ende tausender Produktionsanlagen sorgt eine Verpackungslinie dafür, dass Waren nicht nur sicher und effizient transportiert und gelagert werden können, sondern Verbraucher:innen auch am Verkaufsort, dem „Point of Sale“, überzeugen. Verpackungsmaschinen müssen genau diese Kombination aus Schutz, individueller Präsentation und Funktionalität beherrschen und als letztes Glied der Produktion besonders ausfallsicher sein. An Maschinenhersteller wie Rovema stellt das hohe technische Anforderungen. Aber angesichts steigender Produktvariabilität und der jüngsten Industrietrends will das Haniel-Portfoliounternehmen mehr als eine vielseitige und zuverlässige Anlage liefern. Inzwischen versteht es sich auch immer mehr als Berater auf dem Weg zur bestmöglichen Verpackungslösung.


Nachhaltigkeit und automatisierte Produktionsprozesse liegen im Trend
„In der Vergangenheit ging es darum, die schnellste Verpackungsmaschine auf den Markt zu bringen“, erklärt Ingo Hamel, der als CTO die technische Entwicklung bei Rovema verantwortet. „Dann wollten Hersteller über perfekte Versiegelungen den Unterschied machen oder besonders flexible Maschinen für modulare Anlagen und Verpackungsformatwechsel liefern.“ Seit etwa fünf Jahren sei Nachhaltigkeit nun der große Industrietrend, zuletzt erweitert durch neue KI-gestützte Möglichkeiten der automatisierten Produktion. Da zahle es sich aus, auf das Know-how von rund 600 Beschäftigten und die langjährige Erfahrung von mehr als 30.000 ausgelieferten Maschinen setzen zu können, sagt Rovemas CEO Karl Pühringer. „An unserem Standort in Fernwald sind sämtliche Prozesse von der Zerspanung bis zur Endmontage unter einem Dach vereint. Durch diese hohe vertikale Integration profitieren unsere Kunden zum Beispiel, weil wir hier vor Ort ganze Verpackungslinien maßgeschneidert aufbauen können, um sie gemeinsam unter verschiedenen Bedingungen zu testen.“


Mehr als 100 Tests pro Jahr: Im Technikum arbeitet Rovema mit führenden Lieferanten zusammen
Rovema nimmt rund um die Herstellung einer Verpackungsanlage immer öfter auch eine beratende Rolle ein. Für Chief Sales Officer Florian Lude bedeutet das, sämtliche Prozesse auf das Produkt eines Kunden auszurichten. Dafür stehe die Aussage „It’s about your products. Not ours“, die in großen Lettern in der Firmenzentrale zu lesen ist. Die Idee dahinter: Vom Erfolg eines gut verpackten und verkauften Produkts profitieren letztlich beide Parteien – sowohl Kunde als auch Maschinenlieferant.
Doch was bedeutet das für die Zusammenarbeit mit den späteren Nutzern einer Verpackungslinie? „Sobald der Prozess zwischen einem Unternehmen und unserem Vertrieb konkreter wird, beziehen wir ganz unterschiedliche Teams ein,“ erzählt Florian Lude. „Von Projektingenieuren über Spezialisten für individuelle Anpassungen bis hin zur Fertigung.“ Dabei gelte es dann, allein bei der Auswahl der bestmöglichen Verpackung viele Fragen zu klären. Zum Beispiel: Flach- oder Standbodenbeutel? Siegelrand mit Zip oder RoPack mit Klebestreifen? Leichter Polypropylen-Packstoff oder Papier- und Verbundpackstoffe? Großes Plus beim Erarbeiten der passenden Lösungen: Seit dem Ende der 1980er-Jahre bietet das firmeneigene Rovema-Technikum die Möglichkeit, unterschiedliche Packstoff-, Leistungs- und Applikationstests im engen Austausch mit führenden Lieferanten durchzuführen. In über 100 Tests pro Jahr haben die beteiligten Fachbereiche ein immenses Wissen rund um Packstoffe, Beutelformen und Packgüter aufgebaut. Know-how, das sich vor allem bei Anfragen nach innovativen Verfahren auszahlt, etwa dem Verpacken von Tiefkühlkost mit recyclebarem Barrierepapier.
Case Study: In 5 Schritten zur perfekten Verpackung
Mamut Polska S.A., der polnische Marktführer für die Herstellung von Paniermehl, Zwieback und Croutons, erweiterte seinen Maschinenpark im Jahr 2024 um eine Rovema SBS Blockpackmaschine. Dem ging ein gemeinsames Verpackungsprojekt voraus – mit dem Ziel, traditionelle vorgefertigte Papierbeutel durch vorteilhafte Blockbodenbeutel von der flachen Folienbahn zu ersetzen.
Die Phasen der Zusammenarbeit:
Analyse
Um alle wichtigen Projektparameter einschätzen zu können, lieferte Mamut dem Rovema-Team im Vorfeld das Original-Produkt (Paniermehl).
Lieferantenauswahl
Das Verpackungsmaterial sollte ein recycelbares, kompostierbares und heißsiegelfähiges FSC-Papier sein, das für die vertikale Verarbeitung auf der Schlauchbeutelmaschine in Form einer Folienrolle geliefert wird. Drei Lieferanten konnten die Basisanforderungen erfüllen.
Materialtests
Im firmeneigenen Technikum testete Rovema die Papierpackstoffe hinsichtlich aller wichtigen Parameter, wie Dosiergenauigkeit, Einheitlichkeit der Beutel, Luftgehalt, Qualität und Dichtigkeit der Siegelnähte.
Praxistests
In der entscheidenden Testphase liefen einige Papiere leicht über die Maschinenkomponenten, andere erzeugten zu viel Reibung und rissen. Ein überraschendes Problem konnte einer der Papierlieferanten innerhalb weniger Tage beheben.
Entscheidung
Die Unternehmen Mondi und Silbo gingen als Partner hervor. Mondi liefert künftig das Papier und Silbo veredelt es zu hochwertigem Verpackungsmaterial, das auf der Rovema-Maschine vertikal verarbeitet wird und sich gut im Verkaufsregal präsentiert.


Weitere Kundenprojekte
Auf seiner Website gibt Rovema einen Einblick in die Zusammenarbeit mit vielen weiteren Kunden. Die Fallstudien zeigen etwa, wie der Nudelhersteller Bernbacher seine Verpackungen von Folie auf Papier umstellte oder wieso der Demeter-Betrieb Bauckhof an schnellen Formatwechseln der Rovema SBS Twin interessiert war.
Life Cycle Services sollen die Betriebsjahre der Maschinen verlängern
Nach dem Ausliefern und Inbetriebnehmen einer Maschine bleibt Rovema mit seinen Kunden üblicherweise jahrelang im engen Austausch. Über die so genannten Life Cycle Services bieten Fachleute zum Beispiel eine professionelle Beratung in Revisions- und Orientierungsphasen, setzen zeitgemäße Maschinenanpassungen mit durchdachten Upgrades um oder ermöglichen auch langjährig bewährten Maschinen ein zweites Leben durch eine komplette Generalüberholung. Beim finnischen Traditionsunternehmen Myllyn Paras ging kürzlich erst der 700-millionste Pastabeutel vom Band einer Rovema-Schlauchbeutelmaschine, die dank regelmäßiger Wartung seit 1989 zuverlässig ihren Dienst verrichtet. Diese positive Kundenerfahrung führte in dem Fall zum Kauf von zwei zusätzlichen Maschinen, während Rovema auch bei der Umstellung von Bestandsanlagen auf kreislauffähige Packstoffe unterstütze.
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Weltweite Bekanntheit für herausragende Performance und Zuverlässigkeit
„In unserer Branche bieten wir den Mercedes unter den Verpackungsmaschinen an“, meint Rovema-CEO Karl Pühringer. Ähnlich wie die deutsche Automobilmarke sei man für hohe Performance und langjährige Zuverlässigkeit bekannt – und das weltweit. Das Haniel-Portfoliounternehmen ist daher zunehmend international tätig und verfügt über zwölf eigene Niederlassungen sowie mehr als 30 Handelsvertretungen. Den Großteil seines Umsatzes erzielt Rovema durch Exporte, wobei die meisten Maschinen am Hauptstandort in Fernwald im Landkreis Gießen hergestellt werden. „Wir befinden uns hier sozusagen im ‚Packaging Valley‘, da Zulieferbetriebe und Wettbewerber in direkter Nachbarschaft zu uns arbeiten“, sagt Pühringer. Zusätzlich fertigt Rovema seit einigen Jahren in Indien, wo es im Jahr 2020 das Unternehmen Hassia India erwarb, um sein Serviceangebot für Märkte in Afrika und Asien zu stärken. Ein niederländischer Standort ist zudem auf die Modernisierung älterer Maschinen spezialisiert.
Der Verpackungsspezialist demonstriert in eindrucksvoller Weise, wie Qualität und Kundenorientierung globales Wachstum fördern. Bei tausenden Bestandsanlagen und fortschreitender technischer Innovation will Rovema zudem das große Potenzial des Retrofitgeschäfts nutzen.